Zunächst einmal braucht man generell gar keine Files zu sichern. Wenn man Linux Ubuntu neu installiert, so werden auch alle Files wieder neu angelegt. Die Frage ist also, was man am System alles geändert hat. Man muss sich also daran erinnern, welche Programme neu Installiert oder welche Konfigurationsdateien angepasst wurden. Hier empfiehlt es sich eine penible Dokumentation zu führen. Dazu bedarf es ein wenig Verständnis über die Verzeichnisstruktur von Linux Ubuntu. Darüber hinaus sollte man sich im Klaren darüber sein, dass man bei einer Systemwiederherstellung in der Regel häufig andere Versionen einzelner Programme vorfindet, so dass man meist noch etliche Anpassungen vornehmen muss, bevor das System wieder stabil läuft. Deshalb ist ein Backup von verschiedenen Konfigurationsdateien zwar sinnvoll, man sollte aber dennoch auch über ein komplettes Systembackup nachdenken. Ein komplettes Systembackup im laufenden Betrieb eines Servers kann auch nicht jede Backupsoftware bewerkstelligen. Dafür empfiehlt sich das Programm Mondo Rescue, welches sogar bei Konzernen wie Siemens oder Lockheed-Martin zum Einsatz kommt. Wenn man nur Änderungen an einer Webseite vornimmt, so bietet sich ein einfaches Backup per Plesk an. Natürlich funktioniert das auch mit Webmin oder anderen Lösungen in der Regel genauso unkompliziert.
Um die einzelnen Server Files zu sehen empfiehlt sich das Programm WinSCP (SFTP client and FTP client ), mit dem man die Files in Verzeichnisstruktur graphisch anzeigen lassen kann. Wenn man sich einloggt landet man im root Verzeichnis. Sollte man im root Verzeichnis nichts abgelegt haben, so braucht man direkt in diesem Verzeichnis auch kein Backup vorzunehmen. Dort befinden sich neben den Unterverzeichnissen meist nur symbolische Verknüpfungen. Diese werden bei einer Neuinstallation des Betriebssystems ohnehin wieder neu angelegt. Bei meinem Beispiel System handelt es sich um die Version Linux Ubuntu 14.4.5 LTS. Man sieht schon, dass man im Falle eines Backups einzelner Files das gesamte System neu aufsetzen müsste, es sei denn man reinstalliert exakt alle identischen Versionen aller installierten Programme. Die Version und damit die Versionen der installierten Programme sind nicht auf den neusten Stand. Da sind Versionskonflikte vorprogrammiert. In einer Hierarchie unter dem root Verzeichnis findet man meist folgende Files (Linux Ubuntu 14.4.5 LTS):
- bin (enthält für Linux binaries, die für Linux unverzichtbar sind. Diese werden bei Neuinstallation wieder angelegt. Backup nicht zwingend erforderlich)
- boot (wird bei Neuinstallation angelegt, Backup nicht erforderlich)
- build (wird bei Neuinstallation angelegt, Backup nicht erforderlich)
- dev (wird bei reboot neu angelegt, Backup nicht erforderlich)
- etc (hier liegen die meisten Konfigurationsdateien. Diesen File also unbedingt sichern. Backup erforderlich)
- home (Jeder Benutzer hat hier ein eigenes Verzeichnis. Backup erforderlich)
- lib (wird bei Neuinstallation angelegt, Backup nicht erforderlich)
- lib32 (wird bei Neuinstallation angelegt, Backup nicht erforderlich)
- lib64 (wird bei Neuinstallation angelegt, Backup nicht erforderlich)
- lost+found (wird bei reboot neu angelegt, Backup nicht erforderlich)
- media (mount point, Backup nicht erforderlich)
- mnt (mount point, Backup nicht erforderlich)
- opt (Zusatzprogramme, die nicht unter einer freien Lizenz stehen werden hier installiert z.B. Apache Solr, Google Earth. Backup je nach Installationen erforderlich)
- proc (wird bei reboot neu angelegt, Backup nicht erforderlich)
- root (Hauptverzeichnis - Enthält nur symbolische Verknüfungen neben den Unterverzeichnissen, Backup nicht erforderlich)
- run (wird bei reboot neu angelegt, Backup nicht erforderlich)
- sbin (wird bei Neuinstallation angelegt, Backup nicht erforderlich)
- srv (dieser Ornder ist unter Ubuntu in der regel leer, Backup nicht erforderlich)
- sys (wird bei reboot neu angelegt, Backup nicht erforderlich)
- tmp (wird bei reboot neu angelegt, Backup nicht erforderlich)
- usr (Sytemtools, Bibliotheken, installierte Programme, frührer waren dort auch die Benutzer angelegt. Daher kommt der Name. Backup erforderlich)
- var (In diesem Verzeichnis liegen die angelegten Domains. Wenn man ein Plesk Backup macht, braucht man diesen Ornder nicht erneut zu sichern. Backup erforderlich)
- Die Links /initrd.img, /initrd.img.old, /vmlinuz, /vmlinuz.old sowie zookeeper.out (Bei Apache Solr Einsatz) werden bei reboot oder Neuinstallation des Betriebssystems neu angelegt. Backup nicht erforderlich)
Zudem ist mit WinScp äußerste Vorsicht geboten. Falls man dort Files versehentlich löscht, so kann man diese nicht wiederherstellen. Bei WinScp gibt es keinen Papierkorb, wie man das bei Windows kennt. In der Regel bietet es sich an nur die Ordner /home und /etc zu sichern sowie einige Konfigurationsdateien in /opt und /usr Der Download von /opt und /usr dauert ewig. Zudem sollte man ein Backup der Domains per Plesk o.ä. vornehmen. Abschließend kann man sagen, dass ein komplettes Systembackup immer noch die beste Lösung ist. Hier bietet sich das Tool Mondo Rescue ganz hervorragend an. Für erfahrene Server Administratoren ist das alles kein Problem. Neueinsteiger sollten evtl. die Backup Methoden zunächst auf ein Testserver ausprobieren. Dort kann man dann auch ein Worst Case Szenario testen, um zu sehen wie lange man im Ernstfall brauchen würde, um das System wieder in den Ausgangszustand zu versetzen.